[ :die baustelle ] 07-09-14
Bernd Brach, Martin Cleis u. Hans Thomann
14. Sept. - 13. Okt. 2007
Gemeinsam, und doch jeder für sich, bauen drei Künstler an
einem Ideengebäude, das im Sinne des Unvollendeten den hypothetischen
und fiktiven Charakter betont. Es ist so, wie es ist, es könnte aber
auch ganz anders sein oder werden. Gerade dadurch entsteht viel Raum
für visionäre Phantasie und und relativ freie Interpretation.
Konkret werden dem Betrachter nur Fragmente vorgegeben. Raumgreifende
Bauplatten und Stelen, wie zufällig an Wände oder Säulen gelehnt,
manchmal einfach nur, wie zu einer erst späteren Verwendung gestapelt.
Architektonisch-konstruktive Videostills in zäher Überblendung groß
projiziert, merkwürdig anmutende Artefakte, wie gerade aus der Erde
geholt und aus unzähligen Stahlplättchen geschweißte Figuren, von denen
die große in lässiger Haltung ihren eigenen überdimensionalen Schatten
zu betrachten scheint. Alles eingetaucht in eine geheimnisvolle
Lichtinszenierung und leise untermalt von einem Soundmix, aus dem sich
ab und an das Chanten tibetischer Mönche herausfiltern lässt.
Der übergeordnete Zusammenhang, zu dem diese Fragmente gehören könnten,
bleibt hypothetische Annahme. Dabei macht man die Erfahrung, dass die
gleichen Fragmente in sehr verschiedene Rekonstruktionen eines
Lebenszusammenhangs passen könnten.
Alles bleibt also ganz der Imagination des Betrachters überlassen,
zumal die Künstler auf definitive Bestimmungen verzichten und die
Grenzen zwischen den einzelnen künstlerischen Beiträgen auch bewusst
unscharf halten.
Erst nach und nach erkennt man die individuelle Handschrift.
Zum Beispiel das bereits erwähnte Video von Martin Cleis, das einen
hektisch und lautstark bereits im Vorraum über drei Monitore anspringt
und das in extremer Verlangsamung im Installationskontext wiederkehrt.
Es zeigt schier endlos Überlagerungen konstruktivistisch anmutender,
architektonischer Detailaufnahmen. Die seltsamen Wachsobjekte von Bernd
Brach erscheinen wie zufällig nebeneinander abgelegt und wecken
Assoziationen zwischen archäologischen Fundstücken und biologischer
Herkunft. Und schließlich Hans Thomann´s transparente
Metallfigurationen, die mit dem Verwandlungszauber von Licht und
Schatten Ungeheuer der Metamorphose an die Wände projizieren.
Die individuelle künstlerische Vision der Baustelle offenbart sich so
Stück für Stück und in jeweils unterschiedlicher Form, z.B. als
überraschende Einsicht, das Sehen von Bildern und Abläufen oder als
Botschaften, die mitgeteilt werden.
Obwohl Künstler sich bereits seit der Renaissance als exemplarische
Individuen verstehen, gelingt es dem Künstlertrio in dieser Arbeit
dennoch, ihr individuelles, schöpferisches Ingenium einem
experimentellen Gesamtkunstwerk unterzuordnen, das im wahrsten Sinne
mehr ist, als die Summe seiner einzelnen Teile.